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Das Ende von Boosted Boards

Dass die ein oder andere Longboardfirma die Flinte ins Korn geschmissen hat, dürfte jedem bekannt sein. Oftmals erwischt es kleinere Brands, die sang- und klanglos abtreten. Die Öffentlichkeit nimmt dies nicht wahr, der Prozeß ist schleichend. Zunächst wird bei den Shops nicht mehr nach den jeweiligen Marken gefragt. Der nächste Schritt ist der Direktverkauf der Hersteller über den eigenen Onlineshop, um die wegschwimmenden Felle zu retten. Am Ende reicht es meist nicht. Wenn der „Multiplikator“ Händler erst einmal weggefallen ist, bleibt dem Hersteller nur ein langer Atem oder der finale Schritt. Einige Brands begeben sich in eine Art künstliches Koma, in dem sie die Produktion einstellen und den nächsten Run auf den Sport abwarten. Wenige verkaufen ihre Firma, die meisten machen einfach zu und beenden das Thema für sich. Wenn aber ein Global Player hinschmeißt, dann gibt es Schlagzeilen.

Wir stehen permanent im Austausch mit Longboard-, Surfskate- und auch Elektroskateboardfirmen, und versuchen einzuschätzen wohin der Weg uns führt. Irgendwie bekommt man eine Antenne wenn Dinge schieflaufen. Und so war uns auch das Auftreten von Boosted in den letzten Jahren immer suspekt. Mal wurden sie gehypt, mal gehaßt, dann auf der ISPO am Start, dann doch nicht – um plötzlich zu- und wieder abzusagen. Mails wurden ab und an beantwortet. Meistens aber nicht. Am Ende hat das alles hat mit Geld zu tun…Viel Geld!

Ein Erklärungsversuch

Oftmals unterschätzen Gründer welche Kosten, neben dem Einkauf und der Logistik auf sie warten. Oder sie wissen es und warten einfach nur auf weitere Finanzierungsrunden, denn Investoren wollen ja nicht alles eingesetzte Geld verlieren.  Ein entscheidender Punkt ist die Wartung und Reparatur der bereits ausgelieferten Waren. Um Kosten zu sparen, versuchen viele die Schäden, die eigentlich auf Garantieebene behoben werden sollten, dem Kunden aufzubürden. Fehlende Kommunikation oder Abwiegeln ist das erste Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Wenn dann noch Fehlentwicklungen im Antrieb oder der Batterie zutage treten oder Unvorhergesehens passiert, ist kein finanzielles Polster mehr vorhanden. Bei „Boosted Boards“ waren es in einer kompletten Serie Akkus, die buchstäblich das ohnehin dünne (Geld) Eis noch weiter einschmolzen.

Nun beschreitet Boosted Boards den gleichen Weg wie ihn bereits das gehypte Unternehmen „Inboards“ oder die chinesische Firma „Yuneec“ angetreten haben. Yuneec hat gleich mehrere Fehler auf einmal gemacht, diese behoben, um dann festzustellen, dass es lukrativere Betätigungsfelder gibt. Als dann der damalige CEO in Hongkong gehen musste, war auch das Thema E-Boards gegessen. Das Abenteuer Elektroskateboards war nur ein Bruchteil der Firmengeschichte von Yuneec, der mit Leichtbauflugzeugen und Drohnen in der Oberklasse spielt.

Inboards war wie Boosted Boards ein hoffnungsvolles, aufstrebendes „Kickstarter“ Startup. Genau genommen sind einige andere Dinge in den beiden Firmen parallel gelaufen. Während Boosted Boards 467.000 Dollar über Kickstarter einnahm, hatte Inboard auf der gleichen Plattform einen Betrag 421.000 Dollar gesammelt. Boosted Umsätze bewegten sich laut n „the verge“ bis zum Jahr 2019 in Richtung 80 (!) Millionen Dollar. Bei Inboards liegen keine genauen Umsatzzahlen vor, man geht aber von etwa drei Millionen Dollar im Jahr aus. All diese Zahlen sind Blendwerk, denn der scheinbar hohe Umsatz wird von steigenden Kosten und dem Handelskrieg zwischen China und den USA aufgefressen.

The End is near

Aber es scheinen nicht nur die 25% Strafzoll gewesen zu sein, die Trump seinen Importeuren auferlegte. Es war auch nicht die mangelnde Batterietechnologie. Beide Firmen begannen beinahe zeitgleich in den Electroscootermarkt zu investieren. Boosted entwickelte seinen „G1“ Roller und Inboard wollte mit dem „Glider Scooter“ durchstarten.

Wie das Leben so spielt. Die Investoren wollten irgendwann ihr Geld wieder haben oder schossen kein weitere Kapital hinterher. Und so waren die Firmen schon bald ein weiterer Fall für den Friedhof der Boardbrands.

Doch lag es final an den Investoren, dass bei Boosted, bis auf wenige Ausnahmen alle 130 Mitarbeiter entlassen worden sind und Inboards seine 24 Leute auf die Straße setzte?

Die Frage kann beanwortet werden, wenn wir die Aussage des CEOs Ryan Evans von „Inboard“ als Erklärungsversuch nehmen.

„Die Herausforderungen, mit all der Konkurrenz im Scootermarkt war zu groß“,

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber schmunzeln. Es zeigt aber auch auf, dass Firmen wie Boosted, Inboards und viele andere, sich nur auf Investoren gründen. Diese finanzieren über Jahre eine eigentlich gute Idee, mit unfähigen Leuten oder aber talentierten Tüftlern an der Spitze, die dann immer weitere Hirngespinste entwickeln, damit die Geldgeber noch mehr Geld in weitere Totgeburten stecken können. Und alles nur um ihrem „Start-up Vibe“ über beinahe ein Jahrzehnt zu fröhnen. Sie vergessen darüber hinaus, dass es auch ein richtiges Leben gibt, andere Firmen ihnen nacheifern und Blasen irgendwann platzen. Wenn sie dann auf wirklichen, organisch gewachsenen Wettbewerb trefen, geht ihnen die Luft aus und das ohnehin auf tönernen Beinen stehende Geschäftsmodell fliegt ihnen um die Ohren. Klar ist, ohne Investoren geht es nicht, doch wenn die Summen und Versprechen in nie dagewesenen Höhen schweben, sollte man zweimal hinschauen.

Jeff Russakow der CEO von Boosted sagt abschließend

„To Boosted’s customers and community, we’d like to thank you for your passionate support and encouragement over the last nine years. It’s been the thrill of our lives to spend time with you and help shape the future of mobility together. To the Boosted team, you made this company a special place, created multiple generations of incredibly innovative products, and created a compelling global brand; thank you so much for your hard work and dedication over the years.“

Eines ist sicher. Wir werden ihn und auch auch Ryan Evans bald wiedersehen. Mit irgendwas elektrischem, was rollt. Und die Investoren freuen sich schon…

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