Ich bin dann mal weg – Wildcamping

Es ist das Klischeebild eines jeden Surfurlaubs. Der einsame Strand, das Lagerfeuer, im Hintergrund das Meer und der Bulli der im Sonnenuntergang die Perfektion abrundet…

Doch Vorsicht! Es gibt einige Dinge zu beachten, die unter Umständen den Trip ans Meer zum Fiasko werden lassen. Nicht überall sind Camper gern gesehen. Leider hat der Surftourismus extrem zugenommen. Und magst du auch absolut verantwortungsvoll mit deiner Umwelt umgehen, mitgefangen – mitgehangen. Eine nicht unkritische Masse an „Naturliebhabern“ ist eben nicht so rücksichtsvoll. Das Interessante ist ja, dass sobald nur ein Campingmobilist, irgendwo gegen Abend sein Lager aufschlägt, sich binnen Stundenfrist ein oder zwei weitere einfinden und schon bald ein kleiner Campingplatz entsteht. Das sorgt zum einen für erhöhte Aufmerksamkeit der Ordnungshüter, zum anderen hat es noch einen unangenehmen Nebeneffekt.

Das Hauptproblem ist, dass viele Camper einfach nicht in der Lage sind, sich an einfachste Regeln zu halten. Die Gründe sind vielfältig. Faulheit, Dummheit oder meistens beides. Der Müll wird einfach im nächsten Busch entsorgt. Das Abwaschwasser irgendwo hingekippt und weil das Klo hundert Meter zu weit weg ist, wird einfach irgendwo hingeschissen und das Ganze mit Klopapier dekoriert… Im schlimmsten Fall zündeln die Kleingeister mitten im Naturschutzgebiet ein Lagerfeuer, was dann hoffentlich von der örtlichen Polizei entdeckt und bestraft wird. Über die Auswirkungen, die ein solches Feuer -speziell in Portugal- haben kann, brauche ich nicht weiter eingehen. Apropos Diskutieren.

Mit spanischen, französischen und portugiesischen Ordnungshütern solltest du unhöfliches Fachsimpeln unterlassen.

Du liegst schneller mit Kabelbindern gefesselt auf dem Bauch, als du „Scheißbulle“ oder ähnlichen Blödsinn von dir geben kannst. Spätestens wenn du den Strafzettel bekommst, wünscht du dich zurück zu den lieben deutschen Polizisten, die sich wenigstens beschimpfen lassen. Respektlosigkeiten solltest du dir besser verkneifen. Wenn die Jungs Handschuhe anziehen, heißt es: Pssst….

Falls du dir nun denkst, egal – ich riskiere das: Viele Gemeinden und Kommunen sind dazu übergegangen ihre Strandparkplätze mit Schranken zu versehen, die Fahrzeuge über 2,50 Meter oder kleiner die Zufahrt verwehren. Ein typisches Beispiel für Kollektivstrafe.

Niederlande

Das Übernachten im Auto ist im Nachbarstaat verboten. Punkt. Dies erscheint belustigend, denn wer kennt nicht die endlosen Wohnwagenkolonnen, die sich in den Sommerferien aus den Niederlanden, Richtung Südeuropa ergießen. Vielleicht ist dies auch der Grund für die rigiden Maßnahmen.

Wenn man dich beim Wildcampen erwischt, wird es teuer. Ab 95 Euro beginnt der Spaß und hier – wie auch woanders, wird natürlich nach ausländischen Nummernschildern Ausschau gehalten. Es ist nicht so, dass es eine Art Spezialtruppe gibt, die darauf spezialisiert ist, doch ein Wohnmobil lässt sich nicht sonderlich gut tarnen. An der Küste, und das ist in den Niederlanden bekanntlich beinahe überall, ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, ein Ticket zu bekommen. Zudem kann der Dorfpolizist von Amsterdam bis an die belgische Küste gucken, das Land ist ja eher flach.

Der beste Deal, der einen Aufenthalt erschwinglich macht, ist bei einem Bauern zu klingeln und sich eine Nacht auf Privatgrundstück aufzuhalten. Oder du nutzt einen der vielen Campingplätze. Auch die sogenannten Mini Campingplätze, ohne besondere Ausstattung, sind recht günstig.

Belgien

Es gelten die gleichen Gesetze und Maßnahmen wie in den Niederlanden, wobei es im Binnenland noch eine gewisse Duldung gibt. Je näher du dich an die Küste wagst, desto strenger wird kontrolliert und kassiert.

Frankreich

Die Gallier sind nicht besonders erfreut, wenn du dich an ihrer Küste ausbreitest. Die Campingplätze sind relativ teuer und im Sommer, wenn die Franzosen Urlaub haben, wird es voll. Sehr voll. Also wildcampen?

Hier gilt: Tue genau das, was der freundliche Flic dir rät. Alles andere kann sehr unangenehm werden. An der gesamten Küste gibt es öffentliche, zum Teil sogar kostenlose Stellplätze, an denen du deine Toilette und den Müll entsorgen kannst. Diese sind mit „Camping Municipal“ gekennzeichnet. Von daher gibt es gar keinen Grund irgendwo wild zu campen. Es sei denn, man möchte ungestört sein und kann sich im Notfall gegen ungewollte Gäste verteidigen.

In der Vor- oder Nachsaison ist es unter Umständen auch möglich, an normalerweise stark frequentierten Spots zu übernachten.

So haben wir in Lacanau direkt hinter der Promenade gestanden. Die Polizisten erklärten uns, es wäre kein Problem, wenn wir uns nicht ausbreiten und den Müll wieder mitnehmen. Das war im Oktober. Wirst du allerdings in der Nacht unsanft geweckt, weil du dir dachtest, du machst mal auf „Into the wild!“, dann kann es teuer werden. Bis zu 1500 Euro Bußgeld werden fällig. Einen allgemeinen Tipp haben wir nicht auf Lager. Am besten immer unter dem Radar fliegen und gar nicht auffallen. In Südfrankreich und an der Atlantikküste wird strenger kontrolliert, als im Binnenland.

Spanien

Das Land ist groß und in Regionen aufgeteilt, die sich zum Teil selbst verwalten. Entsprechend gibt es auch unterschiedliche Gesetzgebungen. Am Mittelmeer ist das Wildcampen untersagt. Die Polizei setzt sogar Helikopter ein oder patrouilliert seeseitig, um Herausfinden, wer sein Zelt aufgeschlagen hat. Im Binnenland Spaniens gibt es gar keine Probleme – obwohl auch hier das Übernachten nicht so gerne gesehen wird. Wir selbst sind in oder an den Ballungszentren nicht kontrolliert worden. Das hängt aber damit zusammen, dass wir uns in entlegene Gassen gestellt haben und es unterließen, Müll durch die Gegend zu schmeißen oder aber Gartenzwerge vor den Eingang zu stellen. Ein Hinweis: Die Guardia Civil drückt nie ein Auge zu. Höchstens deins. Bis zu 5000 Euro kann es im Extremfall kosten. Die Regelsätze liegen zwischen 30-800 Euro. An der Atlantikküste läßt sich normalerweise gut stehen. Manchmal reagiert die Polizei aber auch hier. Als ich in Honarribia/Baskenland am Hafen übernachtet habe (mit einem Kombi), wurden jede Menge der fahrenden Weißware des Platzes verwiesen. Strafen gab es keine, doch in der Ecke abends noch einen Campingplatz zu finden, dürfte schwer werden.

Portugal

Eigentlich ist Portugal ein Traum. Beinahe immer warm, wilde Landschaften, gute Wellen – viele Stellplätze für Surfer. Doch die Realität sieht anders aus. Und daran sind die Leute schuld, die jahrelang in Portugal gehaust haben, wie die Hunnen. Müll entsorgen? Nee, geht doch auch so. Feuer machen? Klar, was soll hier schon passieren?

Vielleicht hilft es, wenn man die Lage aus der Sicht der Portugiesen betrachtet. Die meisten Camper blockieren die Hotspots, da die Polizei nicht immer eingreift. Der Müll und Dreck vor der eigenen Haustür wird ebenfalls zum Problem. Einige Clevere werden nun kontern, dass Tourismus ja immer auch Geld in die Region bringt. Doch genau diese Camper toppen ihr ekelhaftes Benehmen damit, nicht einen Cent in die Cafes oder den örtlichen Handel zu bringen, da sie als Selbstversorger unterwegs sind. Sozialverhalten ist da nicht so gefragt. Ich schreibe das mit Absicht ein wenig überspitzt. Das Verhältnis zu den Campern ist entsprechend abgekühlt. Wer getroffen wurde, möge Bellen.

Wir selbst haben natürlich auch schon wild gecampt. Aber am nächsten Tag hat man nichts gefunden, was auf unseren Aufenthalt schließen ließ. Und irgendwie war das Gefühl, illegal zu stehen, doch ein komisches. Wir haben aber unseren Kaffee im örtlichen Cafe getrunken. Am Ende kann dich die Abenteuerlust teuer zu stehen kommen. Bis zu 2000 Euro steht als Strafe im Raum. Und wenn du nicht zahlen kannst, dann nehmen die Cops gerne die Fahrzeugpapiere als Zeichen deines guten Willens an sich und bewahren diese sicher auf, bis du die Kohle rüberreichst.

Fazit: Benehme dich an Europas Stränden. Im Wasser und an Land. Du bist nur zu Gast. Wenn du gehst, sollte jeder Platz, an dem du warst, sauberer sein, als du ihn vorgefunden hast. Und falls du mal in Peniche einem Local die Welle klaust, musst du dir über das Fahren mit dem Womo keine Sorgen mehr machen, sondern zusehen, dass du die platten Reifen wechselst.

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