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Original Skateboards und der verdammte Zeckenbiss

Vor etwa zehn Jahren hat Original Skateboards aus Kalifornien einen Run auf die langen Bretter ausgelöst, den es so zuletzt 1965 gab.

Den Impuls in den 60ern löste Hobie Skateboards aus. Hobie hatte damals ein Team von Skatern engagiert, die die komplette Ostküste der USA abgefahren sind, um einen Surffilm vorzuführen. Der Film „Endless Summer“ sollte genauso ein großer Erfolg werden, wie das, was das Team neben der Vorführung tat. Sie präsentierten Rollbretter. Teilweise 10.000 Besucher strömten zu den Events. Es war das goldene facebookfreie Zeitalter. Als der ganze Run der 60er und 70er nachgelassen hatte, geriet der Urvater der Longboards oder viel mehr der „California Style of Skating“ in Vergessenheit.

Thrasher Magazin

Anfang der 80er begann das Thrasher Magazin mit dem Vermarkten eines Skatestyles, der viel aggressiver und rebellischer war, als alles andere, das bisher mit den Boards angestellt wurde. Das Diktat Thrahers´ ist bis heute erhalten geblieben. Zeitweise waren Shirts und Hoodies ein Riesenkult. Das ikonische Logo wurde zum Ausdruck einer Jugendkultur. Oftmals wissen die Träger der schwarz/gelben Shirts gar nicht, um was es sich hierbei handelt. Da geht es den Ramones wohl nicht anders. Sie drehen sich wohl im Grab um, wenn Kids mit „Gabba Gabba Hey“ Shirts zu dem Kernschrott tanzen, der heutzutage in den Clubs gespielt wird. Aber das ist eine andere Geschichte…

Während also die Thrasher Kids sich die Ollies und Kickflips um die Ohren hauten, wuchs in Kaliforinien im Untergrund etwas anderes heran. Firmen wie Sector 9, Carver, Loaded und Original begannen den guten Alten Surf- und Longboardstyle wieder zu entdecken. Sie wurden ausgelacht – denn das war für die meisten Skater gar nicht cool. Die Industrie um das Thrasher Magazin lachte ebenfalls, doch ihnen blieb das Lachen im Hals stecken, als immer mehr Kids sich dem Longboarding zuwendeten. Um 2010 war der Tisch gedeckt. Die meisten Firmen, die für ein Jahrzehnt das Straßenbild prägen würden, hatten ihre Hausaufgaben gemacht und standen in den Startlöchern. Alleine – es fehlte die Initialzündung.

Original Longboards startet durch

Das ausgerechnet Original Longboards der Auslöser war, entbehrte nicht einer gewissen Ironie. Obwohl sie zum Katalysator wurden, spielten sie in den Folgejahren kaum eine Rolle. Denn im Gegensatz zu den anderen Herstellern, die auf RKP vertrauten, setzten die Brüder Brad und Scott Imbrie auf ein eigenes Achsenpatent, das sich im Nachhinein als Bumerang herausstellte und die Verkäufe ins Nirgendwo schrumpfen liessen.

Vielleicht hätten sie eine Chance gehabt, im Markt zu bestehen. Doch für Original lief es nicht. Trotz der genialen Videos, die teilweise abendfüllend waren, verkauften sie wenig Boards nach Europa. Der Preis war, vergleicht man diesen mit den Mitbewerbern (Loaded mal ausgenommen) beinahe astronomisch hoch. Dazu kam, dass sich kein Distributor fand. Interessenten gab es zwar. Doch die Firmenpolitik der Kalifornier war auf den Endkunden zugeschnitten und der Einkaufspreis für Händler war abstrus. Am Ende zahlte man als Händler/Distributor beinahe das gleiche – WENN es überhaupt etwas zu kaufen gab. Die Verknappung war genauso ein Problem, wie die nun auftretenden Schwierigkeiten mit der Achse. Denn vielen Leuten war das System zu wackelig. Um dies einzuschränken, versuchten die Kunden mit dem beiliegenden Werkzeug, die Federn härter einzustellen. Doch die Plastikteile in den Achsen brachen durch die nicht angedachte Druckverstärkung. Es gab zwar einen Hinweis darauf, nicht an den Achsen herumzuschrauben, doch der verschwand im Kleingedruckten. Erstaunlicherweise blieb Original lange im Gespräch. Auch wegen der sehr guten Teamfahrer. Ian Joe Dutch war einer von ihnen. Bis zu seinem Wechsel zu Bastl Boards war er bei Original Longboards einer der kreativen Macher. Einige Rider tauschten die Achsen aus und nutzten die durchaus guten Decks und Rollen. Angefeuert von den Videos blieb der Name Original für 1-2 Jahre im Mittelfeld der Verkaufscharts. Dann war plötzlich Ruhe. Das muß 2014 gewesen sein. Der Longboardboom hatte mittlerweile ganz Deutschland überschwemmt, doch von Original war nicht mehr die Rede. Die Videos hatten ihre Strahlkraft verloren. Das Arbiter DK, gebaut als „Allesfresser“, war mit seinen Standard-Trucks relativ teuer.

Der Zeckenbiss

Als ich Scott Imbrie anrief, teilte er mit, dass er nicht mehr richtig arbeiten konnte. Mit seinen 30 Jahren ein hartes Los. Es war ein Zeckenbiß, der den kreativen Kopf von Original Skateboards zur Pause zwang. Laut eigenen Aussagen konnte er nur noch wenige Stunden in der Woche arbeiten. Für eine Firma, die sich über Videos wie Go Longbarding definierte und das Marketinginstrument „Youtube“ bespielte, wie kaum eine andere, war es der Abgesang. Zwar wurden weiterhin Videos veröffentlicht, doch es fehlte das gewisse Etwas.

Original gibt es immer noch. Und wir alle wünschen uns die Initialzündung zurück. So teilen wir das Video, dass rund 20 Millionen Views hat, Jahr für Jahr, in der Hoffnung es möge einen neuen Boom auszulösen…

Danke Scottie und Brad!

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