Urethan im Blut – Seismicskates

Ein Protagonist nicht fehlen, als ich vor ein paar Jahren „The Lost History of Longboarding“ geschrieben habe: Daniel Gesmer aus Boulder, Colorado. Zu dieser Zeit bekam ich viele Skripte und Lebensgeschichten zugesandt. Ich führte dutzende von Interviews und schrieb insgesamt 420.000 Zeichen. Was wiederum zu einem „Tennisarm“ oder in diesem Fall „Longboardarm“ führte, den ich mit viel Sport auskurierte . Mein Englisch wurde im Verlauf des Schreibens besser, für eine englische Ausgabe hat es dennoch nicht ausgereicht. Ich übersetzte also all die Texte ins Deutsche. Für Passagen, die ich nicht verstand, nahm ich den guten alten Google Translator der natürlich einige Stilblüten generierte. Doch wenigstens wurde so ein roter Faden im Satzbau sichtbar.

Dan schickte mir seine Lebensgeschichte, vielmehr eine Sicht auf das Skateboarding und Details der Historie seiner Firma. Hatte ich im Schnitt eine Stunde für die Reinschrift einer Seite in die deutsche Sprache gebraucht, war es mit seinem Text ungleich verzwickter. Zunächst versuchte ich es Freihand. Soll heißen: Lesen und parallel übersetzen. Das scheiterte, da die gewählten Worte außerhalb meines Englischgestümpers lagen. Also alles durch Google gejagt, wo ich dann deutsche Sätze vorfand, die ich dann wiederum mit Duden, Wikipedia und diversen anderen Hilfeseiten verstehen musste. Denn ins Deutsche übersetzt war es nicht minder leicht. Keine Frage der Mann ist durch die Elite Unis der USA getigert und hat sich dort ein profundes Wissen angeeignet. Wenn ich euch erzähle, dass er Historiker für russisches Ballet ist, würdet ihr das glauben? Oder dass er der Einzige war, dem das Longboarding auf dem Campus in Yale erlaubt war? Ist so!

Erst war das Skateboarding – dann das Studium. Er definierte als Sportler das Longboarding neu und tat Dinge auf dem Rollbrett, die bis dato noch nicht gesehen wurden. Ballet auf dem Longboard? Nicht jedermanns Sache. Und doch kreierte er einen komplett neuen Style. Er kratzte mit ihm an den Grenzen, des für die erzkonservative Skateboardwelt vorstellbaren. Es gibt Filmsequenzen, auf denen er, nur auf der Achse (wohlgemerkt OHNE Board) den Berg hinunter fährt.

30 Jahre später hat sich seine Firma Seismicskate als eine der wohl innovativsten Rollenschmieden der Welt herauskristallisiert. Spektakuläre Weltrekorde und Teamfahrer, die zu den besten Longboardern der Welt gehören, sind das Eine. Die andere Seite kann man nur verstehen, wenn man einen genaueren Blick auf die Produktionsweise von Rollen wirft. Wo Daniel seine Rollen herstellt, werden wir nicht erfahren. Und wenn, dann dürften wir es wohl nicht verraten.

Im Grunde ist es relativ einfach. Rund um einen Kern, der aus Plastik, Magnesium oder Aluminium besteht, wird ein Urethangemisch gegossen. Genau hier ist der buchstäblich springende Punkt. Urethan ist nicht gleich Urethan. Zusammengemischt wurde es Anfang der 40er Jahre von der I.G. Farben. Polyurethan war eigentlich zur Nutzung in Kampfbombern gedacht. Und es sollte bis in die 70er Jahre dauern, dass jemand auf die Idee kam, dieses Material für Skateboardrollen zu verwenden. „Cadillac Wheels“, die es genauso wie „Kryptonic Wheels“ immer noch gibt (wenn auch unter neuen Inhabern), waren die ersten Firmen, die es kommerziell nutzten. Jeder dieser Namen läßt Geschichten in meinen Hirn hochpoppen. Kostprobe? Der Autohersteller General Motors führte eine Klage gegen Jerry Madrid wegen der Namensrechte. „Kryptonic Wheels“ waren DER Knaller in den 70ern und wurden heimlich nach Feierabend in einem Chemielabor hergestellt. Aufgrund des Erfolgs bei einem lokalen Skatecontest flog die ganze Sache dann auf. Der Sachbearbeiter wurde nicht gefeuert – die Firma „Kryptonic Wheels“ gegründet.

Heutzutage ist die Nutzung von Urethan nichts besonderes mehr. Vor ein paar Jahren gab es nur 6-7 Fabriken, die professionell Rollen herstellten. Ich habe das ehrlich gesagt aus den Augen verloren, kann mir aber nicht vorstellen, dass dieser Markt weiter expandiert ist. Wir reden von Fabriken in der westlichen Hemisphäre. In Südostasien gibt es sicherlich wesentlich mehr. Rollen, die 3-4 Dollar kosten werden dort angeboten. Meistens für Billigboards produziert, findet man in diesen exakt das Problem, das gute und schlechte Rollen voneinander unterscheidet. Der Rebound, sprich die Kompression bzw. Dekompression des Urethans. Diese ist bei Billigrollen sehr wenig ausgeprägt. Das hat zur Folge, dass man das Gefühl hat, beim Rollen am Boden zu kleben und unwillkürlich bremst. Um diese Urethankrücken ins Laufen zu bringen, ziehen die Hersteller dann die ABEC Karte der Kugellager. Diejenigen die sich tatsächlich um die Kunden scheren, nutzen möglichst hohe Abec Ratings in den Lagern. Abec 9 Kugellager oder ähnliches in Longboards, die dann 50 Euro auf Amazon kosten, sind die Folge. Gut gemeint sicherlich, doch wie soll der Laie wissen, dass die Formel des Urethans das Wichtigste an der Produktion von Rollen ist. By the way, viele drucken auch nur irgendwelche Abec-Klassifizierungen auf die Schilder der Lager. Kann ohnehin keiner kontrollieren.

Puhhh, ich wollte eigentlich nur eine Produktnews schreiben, bin ins Geschwafel gekommen und hab ein wenig Halbwissen gestreut.

Wie auch immer:

Die neuen Rollen von Dan Gesmer sind am Start.

80,5mm Alpha

80.5mm hoch und 60mm breit für den Einsatz im Downhill

80.5mm hoch und 55mm breit für den Einsatz im Long Distance, zum Pumpen oder Pushen

Die Vorteile der neuen Rollen hat Dan hier kurz zusammengefasst (teilweise übersetzt)

Race Wheel Engineering vom Feinsten!

Eine hochoptimierte Eigenschaftsbalance für den modernen Rennsport. Willkommen in einer neuen Definition von schnell!
Größe und Dynamik bringen dich durch das Rennen!

Finely-calibrated widths and supremely supported edges for smooth, predictable handling through even the hardest corners

Das schnellste Urethan, das die Skateboard-Industrie jemals gesehen har. Benannt nach dem griechischen Buchstaben „alpha“ (α), der in der Wissenschaft zur Darstellung der Rotationsbeschleunigung verwendet wird.

Stout S-shaped edge profile optimizes lip support, maximizes traction under extreme G’s, and ensures predictable slide initiation and hookup. Running surface features a 0.5mm concave that pre-loads edges, heightens rebound, and enhances in-slide feedback.
Bearing seat offset 6.5% for progressive lip engagement and more consistent wear.

The Fusion™ Core – Integrating
15 Years of Advanced Hub R&D!

46mm hoch x 44mm weit – der größte Kern, der jemals in einer Rolle dieser Größe gesehen wurde.  Das tiefe, breite “saddle” Profil reguliert den Flex der Rolle. Das große Edge verbindet das Urehtan mit dem Kern und wirkt wie wie ein Schloß..

8 seitliche Stützbalken (aus Gründen der Leichtigkeit und Ästhetik ausgehöhlt) bilden breite Erhöhungen, die eine beispiellose Umfangsverriegelung und -erholung bewirken. Robuste Lagernasen

Hergestellt aus 85D faserverstärktem Thermoplast – dem härtesten Kernmaterial der Branche.

DEFCON™ High-Rebound Formel

• Thoroughbred race ’thane • Guinness Weltrekord Geschwindigkeit
• Directional slide • Lang anhaltender Grip • Langsamer, gleichmässiger Abrieb

Fein abgestimmte Durometer!

76A Mango Defcon: Vice-like grip and very snappy directional slide, with plenty of slowdown power. Ideal for aggressive racing.

78A Mint Defcon: Very stiff edges that give loads of grip with a friendly slide and crisp hookup. Ideal for smooth roads and lighter riders. 1

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